«Mein Hof, dein Leben?» – Finanzielle und rechtliche Aspekte einer Partnerschaft im Betrieb

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Wie sind die finanziellen und rechtlichen Aspekte einer Partnerschaft im Hof-Betrieb?⬇️

Die Liebe auf dem Land ist etwas Besonderes. Man teilt nicht nur Tisch und Bett, sondern oft auch den gesamten Arbeitsalltag. Wenn du als Partnerin oder Partner auf dem Hof mitarbeitest, investierst du deine Zeit, deine Kraft und dein Herzblut in einen gemeinsamen Traum. Doch was passiert, wenn dieser Traum zerbricht oder das Schicksal zuschlägt? Die Frage «Mein Hof, dein Leben?» wird dann plötzlich existenziell, besonders wenn ein Partner auf dem Hof ohne Lohn arbeitet.

Die romantische Vorstellung, dass Liebe allein genügt, kann in der Landwirtschaft zu grossen Problemen führen. Eine unklare rechtliche Stellung der Partnerin in der Landwirtschaft ist leider keine Seltenheit. Studien zeigen, dass fast die Hälfte der Frauen von Landwirten auf dem Hof mitarbeitet, ohne dafür einen Lohn zu erhalten. Das mag aus Liebe und Engagement geschehen, schafft aber eine gefährliche Abhängigkeit und eine prekäre soziale Absicherung. Eine umfassende Absicherung für den Partner in der Landwirtschaft ist daher kein Misstrauensbeweis, sondern ein Akt der Fairness und der gegenseitigen Wertschätzung.  

Die Risiken: Wenn Liebe allein nicht reicht

Wenn ein Partner auf dem Hof ohne Lohn arbeitet, entstehen erhebliche Lücken im sozialen Netz, die oft erst im Ernstfall sichtbar werden:

  • Fehlende Altersvorsorge: Ohne einen AHV-deklarierten Lohn werden keine Beiträge in die 1. und 2. Säule (AHV/Pensionskasse) eingezahlt. Das führt zu massiven Einbussen bei der späteren Rente und kann im Alter zur Armutsfalle werden.
  • Kein Schutz bei Arbeitslosigkeit: Im Falle einer Trennung hat der unbezahlt mitarbeitende Partner keinen Anspruch auf Arbeitslosengeld, da keine Beiträge geleistet wurden. Man steht von heute auf morgen ohne Einkommen und ohne Absicherung da.
  • Keine Absicherung bei Unfall oder Invalidität: Ohne Anstellungsverhältnis ist der Versicherungsschutz bei einem Unfall oder bei Invalidität oft unzureichend.
  • Schwache Position bei Trennung oder Erbfall: Ohne klare vertragliche Regelungen ist es im Streitfall extrem schwierig, die jahrelange, unbezahlte Arbeit nachzuweisen und eine gerechte finanzielle Abgeltung zu erhalten. Die rechtliche Stellung der Partnerin in der Landwirtschaft ist in solchen Fällen sehr schwach.

Die Lösungen: So schafft ihr eine faire und sichere Basis

Um diese Risiken zu vermeiden und eine solide Absicherung für den Partner in der Landwirtschaft zu gewährleisten, solltet ihr frühzeitig offene Gespräche führen und klare Regelungen treffen. Das schützt nicht nur den zuziehenden Partner, sondern auch den Hofbesitzer vor unklaren Forderungen.

  • Der Arbeitsvertrag – die sauberste Lösung: Die beste Methode ist, einen offiziellen Arbeitsvertrag abzuschliessen. Damit wird der mitarbeitende Partner ganz normal angestellt.
    • Vorteile: Es wird ein AHV-pflichtiger Lohn bezahlt, was die Lücken in der Alters- und Sozialvorsorge schliesst. Die Rechte und Pflichten sind klar geregelt. Ab 2027 ist ein solcher Versicherungsschutz für mitarbeitende Partner sogar eine Voraussetzung für den Erhalt von Direktzahlungen.  
  • Der Ehe- oder Konkubinatsvertrag – die Grundlage für alles: Unabhängig davon, ob ein Lohn gezahlt wird, ist ein solcher Vertrag unerlässlich.
    • Für Verheiratete (Ehevertrag): Hier könnt ihr vom ordentlichen Güterstand der Errungenschaftsbeteiligung abweichen und zum Beispiel eine Gütergemeinschaft vereinbaren, bei der der Betrieb zum Gesamtgut wird. Oder ihr regelt, wie Investitionen aus dem Eigengut eines Partners bei einer Trennung behandelt werden.
    • Für Unverheiratete (Konkubinatsvertrag): Dieser Vertrag ist noch wichtiger, da das Gesetz für Konkubinatspaare kaum Schutz vorsieht. Hier könnt ihr regeln, wem was gehört, wie die Haushaltskosten aufgeteilt werden und vor allem, wie die geleistete Arbeit im Falle einer Trennung finanziell entschädigt wird.
  • Einkommensteilung und gemeinsame Konten: Vereinbart ein klares Modell für eure Finanzen. Eine bewährte Methode ist ein gemeinsames Haushaltskonto, auf das beide Partner (oder der Betrieb) monatlich einen festen Betrag einzahlen. Davon werden alle gemeinsamen Kosten bezahlt. Was auf den Privatkonten übrig bleibt, steht zur freien Verfügung.
  • Eigentum und Investitionen klar regeln: Wenn der Partner eigenes Geld in den Hof investiert (z.B. für den Umbau des Wohnhauses), sollte dies unbedingt schriftlich festgehalten werden. So kann im Falle einer Trennung der Anspruch auf eine Mehrwertbeteiligung geltend gemacht werden.  

Diese Gespräche über Geld und Verträge mögen unromantisch erscheinen, aber sie sind der grösste Liebesbeweis, den ihr euch machen könnt. Sie zeigen, dass ihr euch gegenseitig respektiert und eine gemeinsame Zukunft auf einem fairen und stabilen Fundament aufbauen wollt.

Diese rechtlichen und finanziellen Grundlagen sind das Fundament für eine starke Partnerschaft. Alle weiteren Bausteine für dein Liebesglück findest du in unserer ultimativen Anleitung zur Partnersuche für schweizer Landwirte und Singles vom Land.



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Thomas Honold Redakteur
Tommy Honold: Vom Küchenmeister zum Content Creator - Ein Lebenslauf mit Würze